«seeland.biel/bienne kann viel bewegen»

Seit Januar 2019 präsidiert Madeleine Deckert, Gemeindepräsidentin Leubringen / Magglingen, den Verein seeland.biel/bienne. Am 5. Dezember 2024 hat sie den Stab an Stefan Nobs, Gemeindepräsident Lyss, weitergegeben. Er wurde von der Mitgliederversammlung als Präsident ab 2025 für drei Jahre gewählt. Im Interview blickt Madeleine Deckert nochmals zurück und verrät, wie seeland.biel/bienne noch stärker werden kann.

 

Was hat es mit der Mooreiche auf dem Foto auf sich?

Es handelt sich um ein Geschenk des Kantons Bern, das Elisabeth Zölch, damalige Regierungsrätin, seeland.biel/bienne 2005 zur Gründung überreicht hat. Das Eichenholz ist zwischen 8'000-10’000 Jahre alt. Es wurde über Jahrtausende im Seeländer Moor gelagert. Da es nicht mit Sauerstoff in Kontakt kam, ist es nicht verwittert. Durch die Bodenbearbeitung im Grossen Moos sind einzelne Holzstücke wieder an die Oberfläche gekommen. Die Mooreiche ist eine der härtesten Holzformen, die es gibt, und kann nur mit einer Diamantsäge bearbeitet werden. Barbara Schuhmacher Mori hat daraus die Skulptur gemacht, die auf dem Foto zu sehen ist. Seit 2005 wandert die Mooreiche von Präsidium zu Präsidium. Für mich war es eine Ehre, dass die Skulptur nun für sechs Jahre im Gemeinderatssaal von Evilard stand. Jetzt freut es mich, dass sie nach Lyss weiterreist. So macht sie ihren Weg durchs Seeland. Wie Elisabeth Zölch schon sagte, symbolisiert die Skulptur auch etwas den Charakter der Seeländerinnen und Seeländer: Die Mooreiche sitzt auf einem festen Sockel, ist also fest verankert. Das harte Holz steht für die Hartnäckigkeit und den Durchhaltewillen der Seeländerinnen und Seeländer. Die beiden Spitzen symbolisieren Innovation und Aufbruch und die Spalte dazwischen Weltoffenheit.

 

Was hat seeland.biel/bienne in den letzten sechs Jahren erreicht, worauf Sie besonders stolz sind?

Ein grosser Teil unserer Arbeiten erfüllen wir im Auftrag des Kantons und sind verpflichtet, regional zusammenzuarbeiten. Besonders stolz bin ich aber darauf, dass wir darüber hinaus Aufgaben erfüllen, die wir uns selbst auferlegen. Es sind Aufgaben, bei denen die Gemeinden der Region erkennen, dass sie gemeinsam etwas tun müssen. Beispielsweise im Bildungsbereich: Hier setzen wir uns gemeinsam für die Stärkung der Berufsbildung ein. Oder beim Sozialen: Hier haben wir eine Koordination der Mietzinslimiten für Sozialhilfebeziehende unter den Seeländer Gemeinden erreicht. Die regionale Energie- und Klimastrategie und das Projekt Digitalisierung der Gemeinden sind weitere aktuelle Beispiele. Speziell freut mich, dass wir uns gemeinschaftlich auch für Vorhaben engagieren, die in einem Teil der Region besonders wichtig sind. Beispielsweise dass wir uns 2019 finanziell an der Sanierung der Fussgänger- und Velobrücke Pont Rotary zwischen Ins und Mont Vully engagiert haben. Die Beispiele zeigen, dass seeland.biel/bienne viel bewegen kann mit Aufgaben, die wir uns selbst als Region stellen. Diese Möglichkeiten müssen wir nutzen.

 

Wo muss seeland.biel/bienne noch stärker werden?

Wir sind aufgrund der Zweisprachigkeit eine einzigartige Region. Das kann eine Herausforderung sein, ist aber auch eine Bereicherung und grosse Stärke, insbesondere im Bildungsbereich. Sie macht uns offener und toleranter, da wir uns gegenseitig genauer zuhören müssen. Sie ist nicht nur Sprache, sondern auch Kultur. Während meiner Zeit im Präsidium konnte ich als Gemeindepräsidentin der Brückengemeinde Leubringen/Magglingen dazu beitragen, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Seeland und dem Berner Jura intensiviert werden konnte. Dieses Potenzial können wir noch besser nutzen, damit wir als starker nördlicher Teil unseres Kantons unsere gemeinsamen Interessen mit einer Stimme vertreten können und auch durchsetzen. Es braucht dafür eine Vertiefung der regionalen Zusammenarbeit zwischen seeland.biel/bienne und der Schwesterorganisation Jura bernois.Bienne und eine stärkere Geschlossenheit für regionalpolitische Anliegen im Grossen Rat.

 

Verlassen Sie seeland.biel/bienne mit einem lachenden oder einem weinenden Auge?

Sowohl als auch. Mit einem weinenden Auge, weil ich diese Aufgabe sehr gerne erfüllt habe. Es war mir eine grosse Ehre, mich über viele Jahre für seeland.biel/bienne in verschiedensten Gremien zu engagieren und insbesondere die letzten 6 Jahre als Präsidentin. Mit einem lachenden Auge, weil ich es auch sehr wichtig finde, dass es einen Wechsel gibt und das Präsidium in eine andere Teilregion geht. Dies eröffnet auch immer neue Möglichkeiten. Dem neuen Präsidenten und dem gesamten Vorstand wünsche ich viel Erfolg und gutes Gelingen bei ihren vielfältigen Aufgaben für unsere Region.